Die Weinlese

Der Höhepunkt in jedem Winzerjahr.

Mit der Entscheidung über den Beginn der Lese kann der Winzer auf die Qualität und den gewünschten Weintyp Einfluss nehmen. So werden neben dem Reifegrad der Trauben auch die Witterungsverhältnisse, der Gesundheitszustand der Trauben sowie der Verwendungszweck berücksichtigt.

Während der Zuckergehalt in den Beeren steigt, nimmt der Säuregehalt kontinuierlich ab. Durch die Bestimmung des Zucker- und Säurewertes mithilfe des Handrefraktometers (Fruchtzuckermessers) können Rückschlüsse auf das Reifestadium und somit auf den optimalen Lesetermin gezogen werden.

Reifestadien
Manche Rebsorten reifen früh (Mitte September), andere wiederum etwas später (bis Mitte Oktober) und einige Trauben zeigen erst ab Mitte Oktober, was in ihnen steckt.

Bukettreife - Darunter wird jener Reifegrad verstanden, bei dem das Bukett der Traubensorte am besten zur Geltung kommt.
Vollreife - Der Zuckergehalt liegt meist zwei KMW- Grade höher, der Säuregehalt ist hingegen niedriger als bei der Bukettreife und somit harmonischer.
Überreife - Für die Erzeugung von Prädikatsweinen bleiben die Trauben bei idealem Wetter über die Vollreife hinaus am Rebstock hängen.

Lesearten
Vorlese - Traubenkrankheiten und Witterungseinflüsse können eine vorzeitige Lese erzwingen und die Qualität dadurch erheblich vermindern.
Hauptlese - Spätestens mit dem Eintreten der Bukett- bzw. der Vollreife setzt die Hauptlese ein.
Spätlese - Die Trauben werden bei besonders günstigen Wetterbedingungen, sprich einen milden, sonnigen Herbst, über die normale Lesezeit hinaus am Stock gelassen. Diese Weine werden als Prädikatsweine (Spätlese, Auslese, Eiswein, Beerenauslese, Strohwein, Ausbruch, Trockenbeerenauslese) bezeichnet.

Erntemethoden
Die Trauben werden bis auf wenige Ausnahmen sortenrein geerntet und zur Weiterverarbeitung in das Presshaus gebracht.

Manuelle Ernte - Die Traubenernte wird großteils noch immer händisch durchgeführt. Qualitätsweinerzeuger richten größte Aufmerksamkeit auf vollreifes und gesundes Traubenmaterial sowie auf die Behandlung der Frucht. In vielen Weinbaugebieten Europas sind Größe und Form der Transportbehälter vorgeschrieben, um Beschädigungen der Trauben zu vermeiden.

Maschinelle Ernte - Vollernter ermöglichen eine rasche Ernte (2-3 Stunden pro Hektar), können aber nur bei entsprechendem Gelände und geeigneter Rebziehung zum Einsatz kommen. Die Lese kann auch in der Nacht bei kühleren Temperaturen erfolgen, wie es in heißeren Weinbaugebieten praktiziert wird. Mithilfe von Schlagstäben wird gegen den Bereich der Traubenzone geschlagen, dabei fallen die Trauben und Beeren, aber auch Fremdmaterial wie Blätter, Triebe und Insekten sowie unreife oder faule Beeren auf ein flexibles Förderband. Durch die mechanische Einwirkung ist mit erhöhter Gerbstoffbelastung und Oxidation zu rechnen. Vollreifes und gesundes Traubengut ist für dieses Ernteverfahren von Vorteil, ein Rebeln ist nicht notwendig.

 

Quelle: Gutmayer u.a, Service – Die Getränke, Trauner Verlag, Linz, 2008