Ein Arbeitsjahr im Weingarten

Der Jahreszyklus.

Weinberge im warmen Sonnenlicht, Rebstöcke voll mit süßen Trauben. Ein Bild, dass so mancher vor Augen hat, wenn er sich ein gutes Tröpfchen genehmigt. Ganz so idyllisch ist die Arbeit eines Winzers aber nicht. Denn bis ein Wein im Weinglas funkelt, ist harte Arbeit angesagt. Welche Arbeit zu welcher Jahreszeit im Weingarten notwendig ist, bleibt den Heurigengästen zumeist verborgen.

Jänner, Februar
Die Arbeiten des Winzers beginnen im Jänner mit dem Rebschnitt. Der Winterschnitt ist eine wichtige Maßnahme zur Kultivierung und Pflege des Rebstocks. Er kann aber auch schon im Dezember durchgeführt werden und ist in der Regel Anfang März abgeschlossen. Die Rebe bekommt durch den Schnitt eine bestimmte Form, die zukünftige Arbeiten im Weingarten erleichtert bzw. ein maschinelles Bearbeiten erlaubt. Weiters werden durch ein Einschränken der Augen (Knospen), die später die Trauben tragen, der Ertrag und die Qualität beeinflusst. Wuchskraft und Ertragsleistung des Rebstocks werden dabei berücksichtigt.

März
Der März ist die Zeit für diverse Reparaturen am Spaliersystem. So werden morsche Holzpfähle ausgetauscht, Stützstöcke nachgeschlagen und Drähte nachgespannt oder erneuert. Anschließend werden der Kordon und das angeschnittene Fruchtholz an den Drähten befestigt.

April
Anfang April, wenn die Knospen anschwellen, wird die Austriebsspritzung gegen Kräusel-, Pocken- und Spinnmilben durchgeführt. Weiters werden die im Spätherbst mit Erde angehäuften Veredelungsstellen der Rebstöcke freigelegt. Es folgt die Einsaat der Dauerbegrünung bzw. der Gründüngung und das Einbringen organischer oder mineralischer Nährstoffe.

Mai
Ende April, Anfang Mai brechen die Knospen auf – die grünen Triebspitzen werden sichtbar. Nachtfröste können den jungen Trieben in dieser Zeit noch schwer zusetzen. Überschüssige Triebe an Kordon und Fruchtholz sowie Wasserschosse am Stamm werden ausgebrochen. Auch ein Spritzen der Vorblüte gegen den echten und den falschen Mehltau ist erforderlich. Damit die Trauben gesund bleiben, sind in der Vegetationszeit – je nach Witterungsverlauf zwischen Mai und August – bis zu sieben Spritzungen gegen Schädlinge und Pilzkrankheiten erforderlich. So wenig wie möglich, so viel wie notwendig, lautet die Devise im modernen Weinbau.

Juni
In der letzten Junihälfte beginnt nach der Traubenblüte eine intensive Arbeitsphase:
Ausbrechen oder Ausgeizen der jungen Triebe
Einstricken der langen Triebe zwischen den Drähten, damit sie sich anranken können und somit vom Wind nicht abgebrochen werden.
Gründüngung oder Mulchen: Gras, Klee, Sonnenblumen, Wicken usw., die im Herbst zwischen den Rebzeilen wachsen, werden abgemäht und liegengelassen. Dieser Grünschnitt deckt den Boden des Weingartens ab und wird von Bodenlebewesen langsam zu Humus verarbeitet. Die Qualität des Bodens verbessert sich dadurch. Nebenbei kann das Wasser bei starken Regenfällen vom Boden besser aufgenommen und gespeichert werden.

Juli
Anfang Juli sind die Beeren bereits zu Erbsengröße angewachsen und die Trauben hängen an den Reben. Um die Julimitte beginnt man die langen Triebe zu wipfeln. Das bedeutet, dass die Triebe, die über das Drahtspalier hinauswachsen, maschinell oder per Hand gekürzt werden. Besonders zwischen Juli und August wächst eine starke Laubwand heran, die nicht nur durch das Kürzen und einstricken der Triebe, sondern auch durch ein Heften der Reben in Form gehalten wird.

August
Je nach Rebsorte wird Ende Juli oder Anfang August mit der Traubenausdünnung begonnen, um den Ertrag zu reduzieren. Die Bodenbearbeitungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen werden wiederholt.

Etwa Mitte August vollzieht sich der Traubenschluss, d.h., die Beeren haben ihre volle Größe erreicht. Mit dem Beginn der Fruchtreife wird der Pflanzenschutz in der Regel eingestellt. Die Arbeiten im Weingarten beschränken sich nun auf das Schneiden und Ansäen der Dauerbegrünung sowie das Entfernen beschädigter Trauben. Noch im August wird mit dem Freilegen der Traubenzone begonnen. Dabei werden die Blätter händisch entfernt, um die Lichteinwirkung auf die Trauben und die Durchlüftung zu verbessern.

September bis Dezember
Abhängig vom Reifezustand der Trauben, dem Witterungsverlauf, dem Gebiet, der Lage und der Rebsorte (früh, mittel oder spät reifend) beginnt die Lese im September und endet mit Oktober. Eine Ausnahme ist die Traubenernte für die Erzeugung von Beerenauslesen, Trockenbeerenauslesen, Ausbruch und Eiswein, die im November und Dezember stattfindet. Zu den letzten Arbeiten des Jahres zählt das Anpflügen der Rebstöcke, bei dem die Veredelungsstellen der Reben mit Erde bedeckt werden und so vor dem Frost geschützt werden. Weiters kann ein organischer Dünger ausgebracht werden.

 

Quelle: Gutmayer u.a, Service – Die Getränke, Trauner Verlag, Linz, 2008